Freitag, 16. November 2012

Die Wellenlängen des Humors

Humor ist etwas ganz wundervolles. Und Humor ist wichtig, ganz besonders im Alltag. Ein herzliches Lachen kann die Laune schnell heben, sympathisch sein, anstecken.

Kann. Manchmal trifft man allerdings auf Menschen, die einen anderen Humor haben. Und wenn man Pech hat, sitzt man in großer Runde beisammen, macht einen kleinen Scherz und lacht laut los. Allein. Während die anderen in der Runde fassungslos gucken. Betretenes Schweigen, leises Hüsteln, beschämtes Räuspern. Und so schnell der Lachanfall eingetreten ist, so schnell verhallt er dann auch wieder, das Gesicht wird in Normalposition gerückt, der Blick gesenkt. Die Überlegung, ob es anrüchig war. Zu trocken. Zu albern? Zu flach?  

Kurze Zeit später erzählt einer der Anderen eine Anekdote. Und während bei der Pointe so ziemlicher jeder in kreischendes Lachen verfällt, sitzt man mit irritiertem Blick da und überlegt, worüber man lachen soll. Man möchte nicht unhöflich sein. Man lächelt unehrlich mit, während das Gehirn die Situation ein weiteres Mal durchspielt, um herauszufinden, was nun lustig an der Sache war. Zumindest weiß man nun, sich mit seinem Humor entsprechend zurückzuhalten und ihn besser dort anzubringen, wo er auch mit offenen Armen empfangen wird. 
Interessanterweise liegt dort doch gleich mehr Sympathie, denn ein Mensch, mit dem wir herzlich lachen können, und zwar über genau die gleichen (flachen oder nicht flachen) Witze, ist uns sofort gefällig. Gemeinsam herzhaft lachen verbindet, birgt eine gewisse Verbundenheit. Zugegeben, die Menschen in meinem Umfeld bedürfen eine große Portion Humor, denn meiner wechselt von trocken zu albern, je nach Stimmungslage eröffnet sich eine andere Art desselben. Ein Abend mit einem derben Lachflash ist ein gelungener Abend.

Manchmal ist es nicht nur der Humor, alleine das Lachen an sich bedarf schon einiger Worte, denn es gibt so viele unterschiedliche Lacher, die - je nach persönlichem Empfinden - nervend oder ansteckend sein können.

Da gibt es den leisen Lacher, der Blick ist auf den Boden gerichtet, das Lachen nahezu geräuschlos und man sieht nur an dem regelmäßigen Zucken des Körpers, dass dort irgendetwas in ihm stattfindet. Ob er lacht oder weint, findet man meist erst später raus.

Der Ernie-Lacher: muss nicht beschrieben werden, für mich ein äußerst ansteckendes Lachen, wenn aus dem Rachen heiteres "Krrrcchhkrrchhhkrcchhhh" ertönt.

Der Grunzer kann äußerst nervend sein, ein merkwürdiges Lachen, anfangs ziemlich erschreckend, vielleicht ist es gewöhnungsbedürftig. Grunzer lachen meist auffallend viel, wahrscheinlich um stolz jedem ihre Lache zu präsentieren.

Der Schreilacher: Wie auch immer er es schafft, zwischen den Lachattacken noch Kraft zum Schreien zu nehmen, er verdient auf jeden Fall Respekt für dieses Kunststück. Kann ansteckend sein, muss aber nicht. Bei Kopfschmerzen sollte man von humoristischen Einlagen im Gespräch absehen, da der Schreilacher einen Geräuschpegel von bis zu 80 Dezibel erreichen kann.

Der Röchler: auch eine äußerst interessante Art des Lachens, er lacht so herzlich, dass er kaum noch Luft bekommt und beginnt, heftig nach selbiger zu schnappen. Die Ansteckungsgefahr ist aufgrund der lustigen Geräusche und der Herzlichkeit ziemlich hoch.

Der herzhafte Lacher: einfach schön. Ehrlich, herzlich, normale Lautstärke ohne merkwürdige Geräusche. Ein Lachanfall, von dem man sich mitreißen lassen muss.

Aber egal wie man lacht, der heftigste Lachanfall kündigt sich letztlich doch immer in den Situationen an, in denen es absolut unpassend ist und man nicht einmal selber Verständnis dafür zeigen würde. Zum Beispiel in einer extrem wichtigen, seriösen Besprechung. Ein falsches Wort oder ein Versprecher und schon kommt er auf, staut sich an, der Druck im Bauch wird größer, die Mundwinkel ziehen sich nach oben, egal, wie fest man die Lippen aufeinanderpresst. Die Augen füllen sich mit Tränen (meistens ausgelöst durch einen heftigen Biss auf die Zunge), der Druck presst einen merkwürdigen Laut aus dem Inneren. In diesem Moment kann man alles tun, nur nicht laut loslachen. Oder seinen Nachbarn anschauen, der im besten Fall ebenfalls um Luft ringt. Ein einziger Blick reicht, um den aufgestauten Druck von beiden Seiten in einem monströsen Lachanfall platzen zu lassen.

Fassungslose Blicke von allen Seiten. Betretenes Schweigen, leises Hüsteln, beschämtes Räuspern.

Wenigstens lacht man dieses Mal nicht allein.

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