Dienstag, 14. August 2012

Sie rufen außerhalb unserer Sprechzeiten an...


"Vielen Dank für Ihren Anruf. Leider rufen Sie außerhalb unserer Öffnungszeiten an. Wir sind montags und mittwochs von 10:30 Uhr bis 10:45, dienstags und donnerstags von 11:00 Uhr bis 11:05 Uhr, nachmittags von 16:25 Uhr bis 16:26 Uhr zu erreichen. Freitags haben wir geschlossen."


Zaghafte Versuche zu angegebenen Zeiten sind zumeist erfolglos. Eigentlich hat man nur eine kleine Frage, benötigt eine Auskunft, möchte "nur kurz" etwas ändern. Aus solchen Situationen entsteht eine verzweifelte Verfolgungsjagd, exakt die Sprechzeiten zu erwischen, nicht in der Warteschleife zu landen oder das "Besetztzeichen"  hören zu müssen. In Normalfall gibt der Pessimist nach 3 Tagen mit den Worten "da erreiche ich eh keinen" auf. Der Optimist lässt noch einige Nerven und versucht sein Glück beharrlich ein paar Tage länger. Erfolglos.


Bei solchen Anrufen neigt man dazu, sich ein menschenleeres Großraumbüro vorzustellen, in dem zwar Telefone klingen, das Läuten aber in den verlassenen Hallen leise erstirbt, während Steppenläufer wie in einem schlechten Western durch die Räume fliegen.


Da mittlerweile Frauen sowie Männer ganztags arbeiten, wird die kleine Erledigung zu einem Spießroutenlauf. Gewisse Termine werden auf Urlaubstage verteilt, manches bleibt ganz auf der Strecke oder wird per E-Mail abgearbeitet. Man darf aber nicht meinen, die kurze elektronische Nachricht sei eine Erleichterung. Etwa 3 Wochen später - nachdem diese Aufgabe in unserem Gehirn in den bunt bemalten "Erledigt"-Ordner verschoben wurde - kommt eine elektronische Antwort, dass


a) das folgende 20 Seiten lange Formular ausgefüllt und postalisch zurückgeschickt werden muss


b) man ein Postident benötigt, der worst case!


So wird die Aufgabe wieder in den schwarz behangenen "To-Do"-Ordner unseres Gehirns verschoben. Nun gut, eigentlich wird das Formular sofort im "Papierkorb" abgelegt - ein automatisierter Vorgang.


Das Postidentverfahren an sich ist eine gute Sache - wären da nicht die Öffnungszeiten der Post, die für die arbeitende Bevölkerung nicht geschaffen sind. Und ich möchte damit nicht sagen, dass die Postbeamten nicht arbeiten. Sie sind nämlich sehr wohl vorher und nachher anwesend, nur nicht für den Kunden. Nun könnte man auf die pfiffige Idee kommen, seine Mittagspause zu opfern und schnell zur Post zu fahren. Doch auch hier bleibt man erfolglos, denn die Post hatte die gleiche Idee mit der Mittagspause. So muss man sich entweder samstags früh aus dem Bett hieven oder man verschiebt auch die Aufgabe in den Papierkorb.


Noch schlimmer sind allerdings die Wartezeiten für Telefonanschlüsse. Ein Wunschtermin kein Problem, sofern man den ganzen Tag - und zwar von 08:00 Uhr bis 18:00 Uhr zu Hause sitzt, um auf den Telefon- und/oder Internetanschluss zu warten.
Duschen und längere Sitzungen auf der Toilette sind ausgeschlossen, denn wir können uns sicher sein, dass es genau in dem Moment, wenn man sich auf dem WC häuslich eingerichtet hat oder man mit shampoonierten Haaren unter der Dusche steht, klingelt. Und zwar nur einmal. Reagiert man nicht in den nächsten 20 Sekunden, ist der Termin verfallen und man findet ein fröhliches Zettelchen im Briefkasten mit der Bitte um einen neuen Termin.

Erfahrungsgemäß kommt mein Anschlussmensch NIE vor 18:00 Uhr, das heißt, ich habe vergebens einen Tag Urlaub genommen, den ich nicht mit Freizeitaktivitäten füllen konnte, weil der Herr ja jederzeit hätte eintreffen können. 
Hätte ich ein 20-seitiges Formular, hätte ich dieses jedoch bereits ausfüllen können. Aber nicht abschicken. Ich kann ja nicht aus dem Haus. Jedes - ja, wirklich jedes Mal in solchen Fällen frage ich mich, wo das Problem einer vernünftigen Terminvergabe liegt. Fährt der Fahrer nach Lust und Laune los? Überlegt er während der Fahrt seine Route? Steht er morgens auf und wenn die Sonne scheint, verläuft die Tour von Süden gen Norden? Bei Gewitter von Osten nach Westen? Sollte sich diese Abwicklung jemandem erschlossen haben, möge er mir bitte zum allgemeinen Verständnis einen Kommentar hinterlassen - oder für immer Schweigen.


Behördliche Einrichtungen ... Wir nähern uns langsam der Geduldsgrenze. Die Publikumszeiten sind derart geschickt gewählt, dass man meinen möchte, die Ämter wollen gar nicht, dass ich persönlich vorbei komme! Auch nicht anrufe. Am besten lässt man sie komplett in Ruhe. Das gleiche Theater wie bei der Post, die Büros sind voll, die Leute weigern sich nur, außerhalb der Sprechzeiten ans Telefon zu gehen. Unglücklicherweise hat man bei Ämtern im Normalfall keine Wahl, man muss nunmal. Wieder ein Urlaubstag dahin.


Was aber machen die unglücklichen Mitarbeiter selber, wenn sie zum Amt müssen? Bevor wir nächstes Mal einem Beamten grämig gegenübersitzen, sollten wir ein süffisantes Lächeln aufsetzen und uns sagen, dass auch er sich Urlaub nehmen muss, wenn er etwas Wichtiges in einem anderen Amt zu erledigen hat. 

Und den Leuten der Telefongesellschaft wünsche ich - ganz heimlich - viel Post mit 20-seitigen Formularen. 





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