Montag, 28. Mai 2012

Heute Organspender, morgen tot?

"Helfen Sie mit, werden Sie Organspender!"

Derzeit ein ganz angesagtes Thema, über das ich mich selbstverständlich sofort äußern muss. Eine wundervolle Idee, denn warum etwas wegwerfen, was man selbst nicht mehr braucht und anderen das Leben retten kann. Es ist mir völlig egal, ob mein Körper nach meinem Tod ausgenommen und die Organe wiederverwendet werden. Ich glaube nicht an Himmel und Hölle und ebenso wenig an die Wiedergeburt oder ein Leben nach dem Tod. Sofern es aber doch ein Leben danach gäbe, wäre ich insofern beruhigt, als dass ich; atheistisch wie ich bin, nicht wie Prometheus (Sie wissen schon, der griechische Gott, der den Menschen verbotenerweise das Feuer zurückgab), enden würde und ein Adler täglich meine Leber fressen könnte.

Nun, also nach all diesen Punkten wirft es natürlich die Frage auf, warum ich dann keinen Organspendeausweis besitze.

Seit einigen Jahren beobachte ich das emsige Ärztetreiben mit all seinen Facetten und habe in dieser Zeit mein Vertrauen in die weiß gekittelten Halbgötter irgendwann zwischen einer "Ich-habe-keine-Zeit,-Sie genauer zu untersuchen" und "Machen-Sie-diese-Vorsorge-noch,-übernimmt-die-Kasse-nicht,-kostet-aber-nur-50€" Phase gänzlich verloren.

Ärzte sind mittlerweile schneller aus dem Behandlungszimmer wieder raus als Baumarktmitarbeiter, und die sind schon verdammt flink unterwegs, wenn sie vor einem Hilfesuchenden fliehen. Sicherlich hat die Gesundheitsreform ihres dazugetan, dass unsere Ärzte an Zeitknappheit und Stress leiden. Das ist mir aber ehrlich gesagt egal, an wem es liegt. Fakt ist: wenn ich krank bin, möchte ich vernünftig behandelt werden, wir bezahlen dafür schließlich alle genug Beiträge im Monat.

Als ob dies nicht schon schlimm genug war, ist mittlerweile ein Arztbesuch eine freudige Werbeveranstaltung geworden. Bereits am Empfang liegen zahlreiche Flyer, welche Vorsorgen Sie UNBEDINGT brauchen, weil Sie damit viel länger und gesünder leben ... und ärmer. Im Wartezimmer flackert Werbung über die neusten Methoden der Vorsorge über den Bildschirm, und auf dem Tischchen, auf dem früher Zeitschriften lagen, befinden sich weitere Werbeflyer. Ich schätze, hier halten etwa 80 % der Patienten durch und "buchen" keine der Vorsorgeuntersuchungen auf Privatkosten. Nun werden Sie ins Sprechzimmer gerufen und der Arzt ihres Vertrauens blickt mit ernster Miene auf Sie hinab und erklärt Ihnen, wie wichtig doch eine Vorsorgeuntersuchung für Sie ist. Die Kassen übernähmen zwar alles nicht, aber nur, weil die noch nicht wissen, wie gut diese Vorsorgen sind. Ist alles ganz neu. Von den 80 % lassen sicherlich 60 % sofort eine kostenpflichtige Vorsorge machen, denn wenn der ARZT das sagt, dann ist das immer richtig. 30 % haben gehört, wie schlecht es mittlerweile um die Ärzte steht, "die verdienen nichts mehr und von der Nachbarin deren Neffe´s Arzt ist sogar schon verhungert." Lediglich 10 % der Patienten werden todesmutig in die Augen des Arztes schauen und "nein" zu den Vorsorgeuntersuchungen sagen. 3 % können vor Angst die nächsten Nächte nicht schlafen.

Nach all diesen Erfahrungen bin ich zu  folgendem Schluss gekommen: Sollte Ihr Enkel praktizierender Arzt sein, würde ich mir überlegen, wann ich die Augen für ein Nickerchen schließe.

Und nun die entscheidende Frage: Wenn jemand genug Geld für die Leber eines Patienten bezahlt, weil er die Kohle hat und den Arzt gut kennt, wer kann mir bitte garantieren, dass der Patient morgen noch lebt?! Wir haben auf der Welt so unendlich viel Korruption: angefangen bei korrupten Polizisten bis hin zu korrupten Politikern. Und Ärzte sollen dagegen immun sein?
Als Beispiel: Ich habe einen Organspendeausweis, mir passiert etwas, ich liege im künstlichen Koma. Irgendso ein reicher Typ bietet dem Arzt 1.000.000 €, wenn er schnellstmöglich eine neue Leber, Niere oder was auch immer bekommt. Wer kann 1000prozentig schwören, dass nicht auf einmal Luft in meinen Katheter gepumpt, ein Schalterchen umgelegt oder ein Schlauch rausgezogen wird. "Hoppla, wie konnte das denn passieren?" Und schwupps, ist meine Leber weg ... und mein kleines zartes Leben auch.

Würden Sie das für Ihr Kind, Ihren Partner.. wen auch immer Sie lieben, wollen? Dass sein Leben endet, weil nicht SIE die Millionen haben? Ärzte sind auch nur Menschen und mit Sicherheit nicht minder käuflich, als alle anderen Menschen auf der Welt auch.

Und genau aus diesen Gründen verrotten meine Organe zusammen mit mir,was mich extrem traurig macht, wenn ein lieber Mensch sie nötig gehabt hätte.




2 Kommentare:

  1. Und genau aus diesem Grund, habe ich mich bis jetzt auch nur bei der DKMS - Datei registrieren lassen...lieber ein wenig Knochenmarkt, als ein wenig von meinem LEBEN!

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    1. Das finde ich eine wunderbare Alternative, vielen Dank für den Tipp und den Kommentar.

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