Mittwoch, 9. Mai 2012

... Und am Ende kam das Fazit

Ich bin kein Mensch, der gerne vor anderen Leuten redet. So viel wissen Sie ja schon. Wenn mich jemand fragt, was ich von einem Seminar mitgenommen habe, kann ich es ihm nicht beschreiben. Nicht weil ich daraus ein Geheimnis machen möchte, sondern weil ich ein paar Stunden brauche, um meine Gedanken zu sortieren. Das ist so, als würde ich mit Ihnen ins Kino gehen und Sie würden beim Film einschlafen. Wenn mir der Film gut gefallen hat, könnte ich Ihnen dennoch die Handlung nicht strukturiert wieder geben. Ich müsste eine Nacht darüber schlafen, um meine wirren Gedanken zu sortieren und Ihnen eine genaue Zusammenfassung geben zu können. Theoretisch stört mich das nicht, praktisch ist das nun mal ein Problem. Wenn ich etwas vor einer fremden Gruppe Menschen reden muss, dann komme ich ins Schwitzen. Stellen Sie sich vor, Sie sitzen dort mit einem erwartungsvollen Gesicht, in der Hoffnung nun ein großes Lob oder einen sehr geistreichen Kommentar zu hören und von mir nur einen wirren Wortschwall eingepackt in etwas Sarkasmus, möglicherweise Ironie oder einen stumpfen Scherz ohne Bezug zu der Frage, zu dem Thema oder zu den vorangegangenen 4 Stunden zu vernehmen. Ich glaube nicht, dass dies etwas mit Intelligenz, Dummheit oder Bildung zu tun hat. Ich glaube, ich bin ein Mensch, der gerne seine Gedanken sortiert, kurz bevor er sie ausspricht. Ein kleiner Kontrolleur, der gerne vorher weiß wie die Leute auf seine Kommentare, reagieren. Beneiden Sie nicht auch die Leute, die frei reden können, locker sind, genau zu wissen scheinen, was sie sagen und geistreich und gebildet klingen, obwohl sie vielleicht den letzten Scheiß erzählen. Aber ihre Ausstrahlung ist bombastisch und das eben von denen Gesagte klingt grundsätzlich intellektuell. Ich fürchte, ich gehöre nicht zu dieser Gattung Mensch. Und werde es nie werden. Schade.

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