Sonntag, 6. Mai 2012

Theorie und Praxis Teil 1

Studenten und die aus ihnen wachsenden studierten Leute sind ein Thema für sich. Ich habe nie studiert und bereue es nicht. Ich ziehe meinen Hut vor jenen, die jahrelang in der Universität verbringen, um dann endlich ihren Traumjob auszuüben. Allerdings ziehe ich ihn nicht so weit herrunter, wie sie es gern hätten.
Ich selber habe eine solide Ausbildung gemacht und 7 Jahre später eine Weiterbildung absolviert, welche 2 x wöchentlich abends und samstags statt fand. Glauben Sie nicht, dass das in irgendeiner Form Anerkennung findet. In Normalfall sagt der Blick Ihres studierten Gegenübers meist "Bist du ja selbst Schuld, hättest du mal studiert" oder auch immer wieder gern gehört "Hättest du in der Schule besser mal aufgepasst". Ja, was wäre dann aus mir geworden? Womöglich ein menschliches Individuum ohne Benehmen und einem extrem eingeschränkten Horizont und mit einer "ich-bin-etwas-Besseres"-Mentalität, die mich jedes Mal in den Wahnsinn treibt. Genau genommen meine ich hierbei "Fachidioten". Sich in seinem Gebiet perfekt auskennend, weigert er sich, sich auch nur ein Fünkchen Wissens anzueignen, die nicht zu seinem Aufgabengebiet gehören. Der Meister seines Fachs wird nur ganz schnell zum kleinen Mann, wenn er plötzlich sein Handy über USB an einem PC aufladen soll, eine Kamera bedienen oder den Luftdruck der Reifen seines Autos prüfen soll. Beobachten Sie Fachidioten im echten Leben, Sie werden sehen, wie amüsant ihr nervöses Treiben sein kann. Ob im Baumarkt oder bei Haushaltseinkäufen können Sie interessante Entdeckungen machen: "Mir ist der Schrubber zu groß, ich benötige einen kleineren..." Ich nahm wortlos den Stiel, drehte an ihm bis ich ihn runterschrauben konnte, drehte in fest und gab ihn ihr. Ein fassungsloses Gesicht staunte mich an.
Auch sie war es, die mich fragend ansah, als sie mir vom Schimmelbefall in ihrer Wohnung berichtete. Lüften bräuchte sie ja nicht mehr, sie hätte vor 4 Wochen das Rauchen aufgegeben. Ein fassungsloses Gesicht staunte sie an.
Um Ihnen zu zeigen, dass es hier kein Einzelfall ist, nun noch ein Beispiel von anderer Stelle: "Mein Telefon geht nicht mehr, funktioniert Ihres noch?" fragte er mich hektisch. "Nein, es ist seit einer halben Stunde tot" entgegnete ich - selber ein wenig unglücklich über die Situation. "Dann rufen Sie bitte bei der IT an, ob sie das richten können" warf er mir im Vorbeigehen zu und ging in sein Büro. Dabei hat er meinen völlig irritierten Gesichtsausdruck nicht gesehen. Gut, möglicherweise ein kleiner Denkfehler, könnte man meinen. Ich habe eine E-Mail hingeschickt und während ich auf eine Antwort wartet, kam er wieder zurück mit der Frage: "Konnten Sie die IT erreichen?" Was soll man dazu noch sagen? (Anm.: sollten Sie dieses Paradoxon nicht verstanden haben, gehe ich davon aus, dass Sie ein Studierter sind).
Es ist eben unsere Aufgabe, solch verdrehten Gedankengänge in die richtige Richtung zu weisen, zu entwirren, zu entschlüsseln und kommentarlos eine Lösung zu finden. Und immer wieder stellt sich mir die Frage, wie es dazu kommen kann. Wir haben genug Beispiele von absoluten Fachidioten in unserem Alltag, ob es nun ein Straßenschild ist, welches direkt vor der Garagenteinfahrt aufgestellt wird oder im Berufsalltag, wir haben jeden Tag mit denjenigen zu tun, deren Horizont mit ihrem Fachgebiet endet und die mit strotzender Arroganz hocherhobenen Kopfes an dem kleinen Mann vorbeilaufen. Lächeln Sie, diese Leute haben mindestens so viele Ecken und Kanten wie wir und sind blind genug das nicht zu sehen. Wenn Sie Fachidioten im Wald aussetzen, finden Sie nach 2 Tagen einen verhungernden und halb verdursteten Schatten seiner selbst vor, der Ihnen in den letzten Atemzügen noch eine Statistik mit dem Verhältnis "Bäume im Wald zu Rehen und Raupen" in die Hand drücken würde. Auch wenn die Chance verschwindend gering ist, dass Sie dort jemals einen Fachidioten treffen, amüsiert mich die Vorstellung und zeigt mir, dass ich auch ohne Studium einen guten Lebensweg einschlagen konnte.

Sollten Sie ein solches Exemplar als Vorgesetzten haben, wissen Sie genau, was ich meine. Wenn Sie selbst so ein Vorgesetzter sind, sollten Sie anfangen, über Ihre Handlungsweise nachzudenken ... oder mir Gegenbeispiele nennen!

2 Kommentare:

  1. Es ist verblüffend, wie sehr ein anderer Mensch die eigenen Gedanken treffen kann. Es juckt, es brennt, es kitzelt in den Fingern zu kommentieren. Doch da vom ersten Eindruck her, immer alles gesagt wird zum Thema, fällt mir kein sinnvoller Kommentar ein.^^ Einfach weiter so machen! :)

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  2. Wow, vielen Dank. Das ist nicht nur ein tolles Kompliment, sondern auch eine Motivation, weiterhin die kleinen Aufreger des Alltags festzuhalten :)

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